Erweiterung Hochwasserschutz Oberpinzgau - Wasserverband Salzach Oberpinzgau
Ausgangslage
Eine Häufung von großen Hochwasserereignissen in den Jahren 2005, 2014 und 2021 hat im Oberpinzgau im Land Salzburg, Österreich, wiederholt zu großen volkswirtschaftlichen Schäden geführt. Der Talboden entlang der Salzach wurde dabei von Neukirchen bis Zell am See großflächig überflutet, Schäden in der Größe von ca. € 20 Mio waren die Folge. Seit 2000 wurden die Hochwasserschutzanlagen im Talboden von Wald bis Zell am See flächendeckend auf ein 100-jährliches Hochwasserereignis mit 50 cm Freibord errichtet und ausgebaut. Die Häufung der aufgetretenen Ereignisse sowie der fortschreitende Klimawandel lassen darauf schließen, dass die angewendete Abflussstatistik überholt ist und die Hochwasserereignisse auch zukünftig in ihrer Intensität und Auftretenswahrscheinlichkeit zunehmen werden. Das Land Salzburg hat zur Verbesserung des Hochwasserschutzes im Talboden ein Hochwasserschutzkonzept ausgearbeitet, bei dem Rückhaltebecken in den Tauerntälern zu einer Dämpfung der Hochwasserwelle der wesentlichen Zubringer der Salzach führen sollen.
Zwischenzeitlich wurde in den Jahren 2022 bis 2024 der Hochwasserschutz im Salzachtal weiter ausgebaut (Neukirchen bis Niedernsill), sodass ein Ereignis wie am 18./19.7.2021 zukünftig wahrscheinlich ohne größere Schäden, jedoch ohne jegliche Reserven, zu bewältigen ist.
HWS Mittersill, 20.07.2021
Ursprüngliches Konzept
Es wurden sieben Hochwasserrückhaltebecken in den Tauerntälern mit insgesamt 6.7 Mio. m³ Rückhaltevolumen angedacht. Die Dammhöhen bis zur Hochwasserentlastung liegen dabei zwischen 1.5 und 26 m. Die Becken liegen in der Außen- oder Kernzone des Nationalparks Hohe Tauern und stellen somit einen Eingriff in einen geschützten Naturraum dar. Ebenfalls ist der Ausbau des Rückhalteraums bei Hollersbach im Salzachtal um 0.8 Mio. m3 vorgesehen.
Ursprüngliche Standorte:
Im Rahmen dieses Gesamtkonzeptes wurden die Detailplanungen für die einzelnen Standorte vorangetrieben, sämtliche naturschutzfachlichen Kartierungen erledigt sowie Untergrunderkundungen durchgeführt. Zudem wurden Alternativen intern und extern geprüft und bewertet. Der Wasserverband Salzach Oberpinzgau hat als Rechtsträger für alle Vorhaben UVP-Feststellungsanträge eingebracht, diese jedoch bis auf den Standort Felbertal/Hintersee aufgrund zwischenzeitlicher Änderungen wieder zurückgezogen. Für den Standort Hintersee wurde rechtskräftig festgestellt, dass keine UVP-Plicht gegeben ist und auch keine Kumulierung mit etwaigen anderen Vorhaben stattfindet.
Aktueller Stand
Im Frühjahr 2024 wurde die Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) in Zürich beauftragt, die vorhandenen Planungen zu analysieren, Verbesserungsmöglichkeiten aufzuzeigen sowie allfällige Alternativen oder Varianten zu überprüfen. Der Entwurf des ETH-Berichts wurde gerade übermittelt und gibt kurz zusammengefasst folgendes wieder:
• Die in den bisherigen Planungen gewählten hydrologischen Ansätze wie Abflüsse, Bemessungsereignis, Einflüsse des Klimawandels etc. werden vollinhaltlich bestätigt.
• Für den weiteren Ausbau des Hochwasserschutzes wird eine Kombination aus örtlichen Verbesserungen, zusätzlichem Rückhalt im Salzachtal sowie Maßnahmen in den Tauerntälern empfohlen.
• Der Überlastfall ist zu analysieren und zu berücksichtigen.
Mittlerweile wurden auch weitere zahlreiche Varianten bzw. Variantenkombinationen berechnet und analysiert, wobei nach derzeitigem Wissensstand folgende Maßnahmen als Bestvariante identifiziert wurden:
• Örtliche Maßnahmen im Salzachtal in Kombination mit dem Wiederaufbau der Krimmler Bahn
• Zusätzliche Retention im Salzachtal in Hollersbach und Neukirchen
• Zusätzlicher Rückhalt im Achental und Habachtal
• Zusätzliche Retention im Hintersee
Ebenso wird derzeit geprüft, ob beim Hochwasserschutz in Mittersill weitere Verbesserungen sinnvoll machbar sind. Alle anderen Maßnahmen, welche bereits vorgestellt wurden, werden derzeit zurückgestellt.
Aktuelle Standorte:
Weitere Vorgangsweise
Die oben angeführten Projektstandorte 1-4 werden derzeit zur wasserrechtlichen und nationalparkrechtlichen Bewilligung vorbereitet, das Projekt Hintersee wurde bereits eingereicht. Aufgrund der UVP-rechtlichen Entscheidungen zum Standort Hintersee sowie der Unterschreitung der Schwellenwerte des UVP-Gesetzes im Nationalpark ist eine etwaige UVP-Pflicht nicht mehr relevant. Grundsätzlich haben die Maßnahmen im Salzachtal Priorität, der Standort Hintersee reduziert die Hochwassergefahr in Mittersill von Seiten der Felber Ache wesentlich. Aufgrund der bereits seit dem letzten Ereignis verstrichenen Zeit sowie dem Umstand der Häufung großer Hochwässer (z.B. wieder ein HQ 30 am 30.8.2023) ist die Dringlichkeit zur Umsetzung absolut gegeben.
Nächstes Ziel ist es, die Projekte Hintersee und Hollersbach Talboden im Jahr 2025 rechtskräftig bewilligen zu lassen und 2026 baulich umzusetzen.
29.01.2025
Dr. Martin Zopp
Da das Projekt noch nicht abgeschlossen ist, werden Informationen in diesem Bereich der Website laufend ergänzt.
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